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Annaberger Entdeckerlust – Carl Amand Mangold Oper „TANHÄUSER“
Szene mit Frank Unger in der Inszenierung der Oper „Tanhäuser“ am Eduard-von Winter-stein-Theater Plauen Foto: Dirk Rückschloß, bur Werbung

Annaberger Entdeckerlust – Carl Amand Mangold Oper „TANHÄUSER“

Bergmänner, Adam Ries, Barbara Uthmann – sie alle künden von der Annaberger Entdeckerlust. Diese hat sich auch der Intendant des Eduard-von-Winterstein-Theaters, Dr. Ingolf Huhn, zu eigen gemacht. 2014 entdeckte er einen anderen Tannhäuser, den mit dem einen „n“. Dieser, ebenfalls als romantische Oper geschrieben, ist Carl Amand Mangold zu verdanken.

Von Frieder Krause

Das er nicht so berühmt wurde liegt wohl am Übervater Richard Wagner, der sich zur gleichen Zeit mit dem selben Sagenstoff beschäftigte. Es ist verbürgt,  dass geplante Aufführungen von Mangolds Werk in Leipzig und Berlin mit Rücksicht auf Wagner vereitelt  wurden. Umso verdienstvoller nun die Initiative Huhns und sie zugleich in Zusammenarbeit mit Institutionen der Heimatstadt Mangolds, Darmstadt, zu gestalten. Eigentlicher Entdeckerort hätte jedoch Eisenach sein müssen.

Denn dort auf dem Marktplatz, bei einem Volksfest, wird in einem Mysterienspiel die Geschichte von Tanhäuser im Hörselberg lebendig. Mangold greift auf ein Libretto des österreichischen Dichters und Politikers Eduard Duller zurück. Dieses kommt der alten Sage näher als der Wagner´sche „Tannhäuser“ und verbindet es mit der Sage vom treuen Dienstmann Eckart. Dessen Tochter Innigis liebt Tanhäuser heimlich. Obwohl der den Verlockungen der Venus im Hörselberg erliegt, stellt sie sich schützend vor ihn und begleitet ihn sogar auf dem Kreuzzug nach Jerusalem. Patriarch Urbanus verweigert ihm dort die Entsühnung. Erst bei der Rückkehr gesteht Innigis ihm ihre Liebe vor dem Hörselberg. Dies bewirkt das Aufblühen der Rosen am von Urbanus nachgeworfenen Stab, gibt Beiden die Gnade und befreit zugleich die von Venus gefangenen Kinder der Stadt Eisenach.

Regisseur Huhn transportiert dieses Geschehen auf die Annaberger Bühne. Natürlich wird er dabei mit deren kleinen Ausmaßen konfrontiert. Allein die Nutzung der Drehbühne für die Handlungsorte Volksfest, Venusberg mit chicem Badetrog, Kirche oder Thüringer Landschaft erlaubt kein Mehr an Spielraum. Trotzdem bleibt genügend Platz für ein spielfreudiges Ensemble. Im Proszenium ist zudem ein Marktplatz gut erkennbar.

Bei seinen Regiearbeiten und speziell für die von Ausgrabungen ist Dr. Huhn darauf bedacht, das Publikum in seiner Region zu erreichen. So konfrontiert er es mit Ausstatter Tilo Staudte nicht mit Neudeutungen, erreicht Akzeptanz, Zustimmung und Freude am Werk.

Bereits bei der Ouvertüre wird hörbar, welch eingängige Musik Mangold geschaffen hat, die ihre Wirkung beim Hörer nicht verfehlt. Eine treffende Herausarbeitung der Charaktere, Romanzen und Arien der Titelhelden, ein Terzett und nicht zuletzt die Chöre bestimmen das Werk. Wagnerianer müssen nicht auf ihre Pilgerchöre verzichten, der Ausbruch Tanhäusers aus dem Venusberg ist ebenfalls erlebbar und die Rom-Erzählung kommt lyrischer als Wiedersehensfreude mit der Heimat daher.

All das lässt die Erzgebirgische Philharmonie unter dem gefühlvollen wie energischen Dirigat von GMD Naoshi Takahashi beeindruckend erklingen. Konzertmeister Dirk M. A. Bores besticht dabei mit etlichen Soloaufgaben. Beachtliches, wenn auch nicht immer ganz homogen, leistet der verstärkte Chor in seinen vielfältigen Aufgaben.

Solistisch ist man in Annaberg ebenfalls gut aufgestellt. Einen idealeren Tanhäuser als Frank Unger kann man sich eigentlich nicht wünschen. Mit Strahlkraft und Intensität bis zum Schluss meistert er diese Mammutpartie, ist auch optisch eine gute Figur. Madelaine Vogt gibt der Innigis in ihrer aufopferungsvollen Liebe zu Tanhäuser eine bewegend glaubhafte Gestaltung. Ihr leuchtender Sopran klingt jedoch phasenweise etwas schrill, wodurch die Textverständlichkeit beeinträchtigt wird. Für die Partie der verführerischen Venus ist Bettina Grothkopf gleich Unger stimmlich wie ausstrahlungsmäßig eine Idealbesetzung. László Varga verleiht mit profundem Bass dem Eckart die ergebene Treue zum Dienstherrn. Jason Nandor-Tomory, Marcus Sandmann und Rebekka Simon setzen die ihren Rollen gerechten Akzente. Ein Kabinettstück dabei der Sänger von Marcus Sandmann.

Für ihr Gastspiel in Darmstadt ist dem Annaberger Ensemble die gleiche Anerkennung für die Wiederentdeckung und der Erfolg wie in der Heimat zu wünschen. Es ist zu hoffen, dass die Inszenierung nach der Spielzeitpause, die bereits Mitte Mai beginnt,  erneut im Spielplan zu finden ist.

ANNOTATION

TANHÄUSER. Romantische Oper in vier Akten. Dichtung von Eduard Duller. Musik von Carl Amand Mangold

 

Musikalische Leitung:                  GMD Naoshi Takahashi

Inszenierung :                                 Ingolf Huhn

Dramaturgie:                                   Annelen Hasselwander

Ausstattung:                                    Tilo Staudte

 

Tanhäuser                                        Frank Unger

Eckart                                                László Varga

Innigis                                               Madelaine Vogt

Sänger, Anführer                          Marcus Sandmann

Wallfahrer Urbanus                     Jason Nandor-Tomory

Venus                                                 Bettina Grothkopf

Amor                                                  Rebekka Simon

 

Erzgebirgische Philharmonie Aue

Chor des Eduard-von-Winterstein-Theater

Extrachor/Chorgemeinschaft „Choruso“ e.V.

Extraballett

In Zusammenarbeit mit den Darmstädter Residenzfestspielen und dem Darmstädter Konzertchor unter der Leitung von Wolfgang Seeliger.

Der Darmstädter Chor singt beim Gastspiel des Annaberger Ensembles in Darmstadt.

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