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Die Bühne als Schreibtisch

Die Bühne als Schreibtisch

Dr. Ingolf Huhn in Annaberg-Buchholz als Intendant verabschiedet

Im Felsenrund der Greifensteine wird auch 2022 die Briefchristl sprinten (Wir berichteten), der Dampfer auf dem Wolfgangsee jedoch nicht mehr fahren. Am 22.08.2021 konnten zahlreiche Zuschauer zum letzten Mal die Erfolgsinszenierung des „Weißen Rössl“ aus der Spielzeit 2020 erleben. Auch sie stand wie die Premiere des „Vogelhändlers“ in der Gunst des Wettergottes, denn um Chemnitz ergossen sich wahre Sturzfluten, während es auf der Naturbühne trocken blieb. Ein Ausfall der Vorstellung wäre im doppelten Sinne schade gewesen. Denn ihr schloss sich eine liebevoll vorbereitete Zeremonie an, die seitens des Ensembles den langjährigen Intendanten des Eduard-von-Winterstein-Theaters Annaberg-Buchholz, Dr. Ingolf Huhn, verabschiedete.

von Frieder Krause

Dr. Ingolf Huhn

Nach der Enthüllung eines Banners innerhalb der Kulisse mit dem DANKE für dessen 11jährige Intendanz füllte sich das Bühnenareal von allen Seiten mit den Künstlern aller Sparten, einigen Gastdarstellern, der Pferdekutsche und den Mitgliedern aller Theaterbereiche. Eine stattliche Zahl! Sorgsam und ideenreich erdacht wechselten sich dann im Spiel kurze Reden, Texte und Songs ab. Sie brachten bewegend die Dankbarkeit für diese Zeit zum Ausdruck und setzten für Dr. Huhn ein sicheres Zeichen, dass sein Engagement auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Sichtlich gerührt dankte er für diese Gesten und blickte auf die zahlreichen Erfolge, aber auch erlittene Flops zurück.  Für ihn war der Schreibtisch auf der Bühne  und nicht im stillen Kämmerlein die Basis für das Erreichte. Sein Bestreben war es stets, eine familiäre Atmosphäre zu schaffen, was eben nur an einer solch „kleinen“ Bühne wie in Annaberg geht. Offen gestand er, dass es wie in jeder richtigen Familie Reibungen geben kann und gab. Diese können aber schlussendlich zur Stärke werden, in Verlässlichkeit und Weiterentwicklung münden. Solches war gerade in der erlebten „Rössl“-Aufführung spürbar. Jason Nandor Tomory  war bereits  vor zehn Jahren der Zahlkellner Leopold, jetzt ein im Spiel besonders gereifter Darsteller. Und auch Jason Lee als Sigismund hat bei Dr. Huhn das „Laufen“ gelernt.

Die stehenden Ovationen des Publikums galten Dr. Huhn selbst und seinem Ensemble für diese würdige Abschiedszeremonie. Der dienstälteste  Darsteller, Leander de Marel, ist sogar bei Gastinszenierungen Huhns in 25 Jahren bereit…

Auch wenn es noch einen „offiziellen“ Verabschiedungsakt an der Annenkirche gegeben hat: Es hätte Vertretern der Stadt, der Presseorgane des gesamten Erzgebirges wie dem Erzgebirgsfernsehen gut zu Gesicht gestanden, dabei gewesen zu sein.

Quelle Fotos: privat sowie (c) Dirk Rückschloß/BUR-Werbung und Laura Jane Fiedler

veröffentlicht 27.08.2021

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