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Eisler-Konzert im Mendelssohn-Saal

Eisler-Konzert im Mendelssohn-Saal

Im Mendelssohn-Saal des Gewandhauses zu Leipzig fand die erfolgreiche Uraufführung des Auftragswerks „The Weight of Silence“ für Kammerensemble von Johanna Ruotsalainen (geb. 1983), der zweiten Eisler-Stipendiatin der Stadt Leipzig 2020, statt. Im Konzert Hanns Eisler/musica nova erklangen auch Werke von Hanns Eisler und „Tenuous Brillance“ für Flöte, Oboe, Violine, Violoncello und Schlagwerk (2007) von Patricia Martinez (geb, 1973), der zweiten Eisler-Stipendiatin der Stadt Leipzig 2021. Mitwirkende waren Julia Sophie Wagner (Sopran), Marie-Luise Dreßen (Mezzosopran), Inga Jäger (Alt), Patrick Grahl (Tenor), Steffen Schleiermacher (Klavier und Moderation), Charlotte Steppes (Klavier) und Ensemble Avantgarde.

Das Konzert fand leider ohne Anwesenheit von Johanna Ruotsalainen statt, die ihre Residenz in der Eisler-Wohnung aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen vorzeitig abbrechen musste.

Über die Auftragskomposition „The Weight of Silence“ schrieb Johanna Ruotsalainen: „Das Stück untersucht das Verhältnis von Musik zur Stille, die Erfahrung von Stille, die Beziehung zwischen den körperlichen Bewegungen, die mit der Aufführung eines musikalischen Werkes verbunden sind, und der Realität des Gehörten, die Beziehung zwischen aktivem Hören und erfahrungsmäßigem Zuhören sowie die Beziehung zwischen Spannung und Entspannung in Intensität und zeitlicher Dauer.“ Patricia Martinez stellte sich dem Publikum in einer Videobotschaft vor.

Jury-Entscheidung für das dritte Eisler-Symposium der Stadt Leipzig 2021

Die Ausschreibung des „Internationalen Hanns Eisler-Stipendiums der Stadt Leipzig 2021″ lief vom 1. Mai bis zum 6. Juli 2020, Hanns Eislers 122. Geburtstag. Insgesamt waren 46 zum Bewerbungsverfahren zugelassene Einsendungen bei Eisler-Haus Leipzig e. V. eingegangen, der das Composer-in-Residence-Programm in Kooperation mit dem Kulturamt der Stadt Leipzig konzipiert hat und umsetzt. In diesem Jahr bewarben sich fünf Frauen und 41 Männer um das Stipendium. Dabei waren 22 Nationalitäten vertreten, darunter sechs Bewerbungen aus Deutschland. Bemerkenswert war der verhältnismäßig hohe Anteil von acht Bewerbungen aus Lateinamerika und eine breite internationale Streuung aus allen Kontinenten mit Ausnahme Australiens. Die Bewerberzahl war im Vergleich zum Vorjahr fast konstant (2019: 47 Bewerbungen).

Am 5. September 2020 tagte die Jury in einer Videokonferenz – Teilnehmende waren Stefan Conradi (Edition Peters), Prof. Stefan Fricke (Hessischer Rundfunk), Annette Schlünz (Komponistin) und Prof. Ipke Starke (HMT Leipzig), den Vorsitz hatte Vorstand Steffen Schleiermacher.

Zum Composer-in-Residence-Programm: Das Stipendium bildet den Kern eines europaweit einzigartigen Composer-in-Residence-Programms: Die Stipendiatin bzw. der Stipendiat erhält 5.000 Euro für den Lebensunterhalt und kann ab April 2020 fünf Monate lang kostenfrei in der Geburtswohnung von Hanns Eisler in der Leipziger Hofmeisterstraße 14 wohnen, um sich der Ausarbeitung eines zuvor skizzierten Kompositionsprojektes zu widmen. Wie auch im Falle des derzeitigen Hanns-Eisler-Stipendiaten, wird mindestens eines der Werke, das während des Aufenthaltes in Leipzig entstehen soll, von Steffen Schleiermacher und dem Ensemble Avantgarde in einem musica-nova-Konzert zur Uraufführung gebracht. Grundlage für die Ausschreibung ist der Beschluss des Stadtrates vom Dezember 2017, anlässlich des 120. Geburtstages von Hanns Eisler 2018 ein Internationales Hanns Eisler-Stipendium auszuloben und dem Verein Eisler-Haus Leipzig e. V. ab dem Jahr 2018 jährlich 40.000 Euro zur Verfügung zu stellen. Die Förderung wird für das Stipendium sowie für die historisch-künstlerische Auseinandersetzung mit dem Gesamtwerk und der Persönlichkeit Hanns Eislers ausgereicht.  

 

Patricia Martinez, dritte Eisler-Stipendiatin 2021

Begründung der Jury: „Patricia Martinez imponierte durch ihre authentische Reflexion des Künstlers und Menschen Hanns Eisler. Das kompositorische Schaffen von Patricia Martinez spiegelt eine intensive, inhaltsrelevante Auseinandersetzung mit verschiedenen Strömungen der Gegenwartsmusik sowie einen hohen Anspruch betreffend kompositorische und humane Inhalte.“

Vita der Preisträgerin: Patricia Martinez (geb. 1973, Argentinien/Spanien) ist Komponistin, interdisziplinäre Künstlerin und Performerin, die seit 27 Jahren in Buenos Aires lebt. Ihre schöpferischen und wissenschaftlichen Interessen richten sich vor allem auf interdisziplinäre und spartenübergreifende Projekte, zeitgenössisches Musiktheater, Orchester- und Kammermusik, Computermusik, Improvisation, Tanz und Videokunst. Sie arbeitet in drei Kontinenten an umfangreichen Projekten und komponiert regelmäßig für führende Einrichtungen der Neuen Musik in Lateinamerika, zum Beispiel Kulturzentrum Recoleta Buenes Aires, Internationales Festival der Neuen Oper von Buenos Aires und Palacio de Bellas Artes Mexico-City. Patricia Martinez ist Professorin für Komposition an der Nationalen Universität von Quilmes; an der Musikhochschule „Astor Piazzolla“ Buenos Aires und externe Tutorin des Doktorandenprogramms für Komposition an der Nationalen Freien Universität Mexiko. Sie absolvierte ihre Promotion und den Master-Abschluss in Komposition an der Stanford University, wo Brian Ferneyhough ihr Tutor war. Sie studierte am Städtischen Konservatorium von Buenos Aires, an der Nationalen Universität von Quilmes und absolvierte den Jahreskurs in Computermusik bei IRCAM Paris,1997/98. Zu ihren in Europa empfangenen Auszeichnungen und Residenzen gehören der Internationale Eisenacher Bach Kompositionspreis 2020 und der Erste Internationaler Musiktheaterwettbewerb von Staatstheater Darmstadt & Internationales Musikinstitut Darmstadt 2015, „12 Minuten für Moniuszko“ (Internationaler Stanisław Moniuszko-Kompositionswettbewerb für eine Mikro-Oper, 2019). Ihre Werke wurden in Latein- und Nordamerika, Europa und Südafrika aufgeführt.

Kompositionsauftrag „Hoy no muero“ – Uraufführung: musica nova, Oktober 2021

„Ich denke, Musik ist ein Werkzeug und eine (friedliche) Waffe, um Ungerechtigkeit, Gewalt und Ungleichheit in der Welt zu begegnen.“ sagt Patricia Martinez. Die Uraufführung „Hoy no muero“ für Kammerbesetzung im Eisler-Konzert 2021über Texte von María Medina wird ein Klanggebilde über das Gewaltpotenzial unserer Gesellschaft. María Medina hinterließ Dutzende von Gedichten und Gemälden, die ihre Mutter Ruth Tomatis in dem Buch „Hoy no muero“ („Ich sterbe heute nicht“), das sie 2016 im Gedenken an ihre tote Tochter veröffentlichte, gesammelt hatte. Die Komposition soll der Zerrissenheit zwischen Worten und Taten Ausdruck geben. (patriciamartinez.com.ar)

Credits:

Text: Pressemitteilungen des Eisler-Haus Leipzig e.V./Roland Dippel

Foto: Ensemble Avantgarde im Mendelssohn-Saal des Gewandhauses © Eisler-Haus Leipzig e. V.

Das Konzert fand am 7.10.2020 statt. Veröffentlicht: 8.10.2020

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