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München: Musikalisches Jubiläum einer außergewöhnlichen Kooperation

München: Musikalisches Jubiläum einer außergewöhnlichen Kooperation

Deutsche Erstaufführung von Frano Paraćs „Judita“ mit Münchner Rundfunkorchester

Nach der konzertanten Aufführung der kroatischen Nationaloper „Ero der Schelm“ von Jakov Gotovac und einem weiteren Konzert war dieses jetzt erlebte Sonntagskonzert die dritte Kooperation des Münchner Rundfunkorchesters mit dem Heimatland seines Chefdirigenten Ivan Repušić. Zur deutschen Erstaufführung gelangte die am 14. Juli 2000 am Kroatischen Nationaltheater Split erstmals gespielte Oper „Judita“ des Komponisten und Rockmusikers Frano Parać (geb. 1948).

Von Roland H. Dippel

Sava Vemić und Sofija Petrović (v.l.) in der konzertanten Aufführung der Oper „Judita“

Zwischen Monumentalität und stilistischer Finesse

Die etwa 75-minütige Oper basiert auf Marulićs „Judita“, einem Epos, das nach dem apokryphen Buch des Alten Testaments geschaffen wurde und als bedeutendes Werk für die kroatische Literatursprache gilt. Parać vertonte den Stoff in der altertümlichen Originalsprache und setzte damit eine beeindruckende Tradition fort, die von Antonio Vivaldi bis Siegfried Matthus reicht.

Die Partitur zeigt keine Scheu vor Monumentalität und beeindruckt mit expressiver Dramatik. Chefdirigent Ivan Repušić entlockte dem Werk Glanz und Grandezza, wie man sie von Verdis Choropern „Attila“ und „Il Lombardi“ kennt. Besonders die Wechsel zwischen Chor und Soli sowie die effektvolle Instrumentation stachen hervor. Für die Chorteile war der Kroatische Rundfunkchor unter Luka Vukšić verantwortlich, der mit präzisen Deklamationen und eindrucksvollen rhythmischen Akzenten begeisterte.

Ein Triumph für Sänger und Orchester

Die musikalische Umsetzung des Münchner Rundfunkorchesters betonte auch die lyrischen Passagen der Oper, wie in der filigranen Begleitung von Juditas Solo. Die Besetzung war hervorragend gewählt: Sofija Petrović überzeugte in der Titelrolle mit großer Gestik, dunklem Timbre und einer kraftvollen Stimme, die sowohl lyrische als auch dramatische Akzente setzte. Sava Vemić gestaltete die Partie des Oberpriesters mit belkanteskem Wohllaut, während Ivica Čikeš als Holofernes ein differenziertes, nuanciertes Profil des Gegenspielers zeichnete.

Aufführung unter Mitwirkung des Kroatischen Rundfunkchors

Begeisterung und Applausstürme

Das Publikum, darunter viele Ehrengäste wie die kroatische Kulturministerin Nina Obuljen Koržinek, honorierte die Aufführung mit stürmischem Applaus. Besonders auffällig war die kulturelle Offenheit gegenüber Paraćs Oper, die sich stilistisch zwischen traditionellem Volksliedgut und moderner klassischer Musik bewegt. In Kroatien scheint das Genre der „modern folk opera“ weniger Vorbehalte hervorzurufen als in Westeuropa, was den Abend zu einem eindrucksvollen kulturellen Brückenschlag machte.

Annotation

„Judita“. Oper von Frano Parać. Deutsche Erstaufführung (konzertant)
anlässlich des 500. Todestags von Marko Marulić am 5. Januar 2024. Prinzregententheater, Münchner Rundfunkorchesters, Chefdirigent Ivan Repušić.

Mitwirkende

Evelin Novak, Sopran; Diana Haller, Mezzosopran; Sofija Petrović, Mezzosopran; Stjepan Franetović, Tenor; Matteo Ivan Rašić, Tenor; Matija Meić, Bariton; Ivica Čikeš, Bass; Sava Vemić, Bass;  Kroatische Rundfunkchor unter Leitung von Luka Vukšić.

Besuchte Aufführung 1.12.2024; veröffentlicht 21.1.2025

Credits

Text: Roland H. Dippel, freier Musik- und Theaterkritiker, Leipzig, München

Fotos: BR Münchner Rundfunkorchester

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