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Franciska Zólyom, ein Frau stellt sich in Nachfolge
Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig

Franciska Zólyom, ein Frau stellt sich in Nachfolge

Über die Nicht-Wiederholung tradierter Formate und das Öffnen zur Welt.

Seit dem 1. Januar 2013 ist Franciska Zólyom neue Direktorin der Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig und tritt damit die Nachfolge von Barbara Steiner an, die die Kunstinstitution 10 Jahre geleitet hat. Der Stiftungsrat der GfZK folgte damit dem Vorschlag der neunköpfigen Findungskommission, die sich einstimmig für Franciska Zólyom aussprach. Was wird den Besucher der GfZK unter der neuen Leitung erwarten? Gibt es einen spezifischen Leipzig Bezug und werden neue bauliche Investitionsmaßnahmen realisiert? In einem Gespräch mit Franciska Zólyom sind wir diesen Fragen nachgegangen.
Von Silvana Wagner

Kunstausstellungen, vor allem internationale, sind immer langfristig geplant. Deshalb läuft noch bis Sommer das Ausstellungsprogramm von Barbara Steiner. Die erste Präsentation von Franciska Zólyom wird eine Kooperation mit dem FZML, dem Forum Zeitgenössischer Musik Leipzig e.V., sein und sich mit bis heute relevanten wirkungs­ästhetischen Fragestellungen von John Cage beschäftigen.

Einen grundlegenden Richtungswechsel wird es in der GfZK nicht geben, vielmehr geht es um die Erweiterung der inhaltlichen Schwerpunkte und um weitere Experimente im Umgang mit zeitgenössischer Kunst. Für Franciska Zólyom zeichnet gerade die Nicht-Wiederholung tradierter Formate die Galerie für Zeitgenössische Kunst aus. Neben den Ausstellungen liegt der Fokus auf der Kunstvermittlung – dem Programmangebot für Erwachsene (GfZK FÜR SIE) sowie für Kinder und Jugendliche (GfZK FÜR DICH). Dabei hängen Bildung und soziale Kompetenz eng miteinander zusammen.

Ein Beispiel für die Impulsgebung vor Ort sieht die neue Leiterin in dem von Sachsens Staatsminister Sven Morlok im Rahmen der Initiative „365 Orte im Land der Ideen“ ausgezeichnete Projekt „Comic meets L.E.“. In dem Projekt schaffen Leipziger Jugendliche zusammen mit Kunstvermittlern der Galerie eine Zukunftsvision in Form von Comics.

Wenn es um Kontinuität geht: Der Blick auf Osteuropa, auf die postkommunistischen Länder, ist ein Schwerpunkt, der beibehalten wird. Aber, so Frau Zòlyom, nicht als alleiniger Fokus. Ihr geht es um Öffnung zur Welt.

Die programmatische Entwicklung der GfZK lässt sich rückblickend sehr gut verfolgen. Klaus Werner, der erste Direktor, holte westdeutsche Künstler nach Leipzig, in den Osten Deutschlands. Eine Idee war es, die Deutsche Einheit auch kulturell zu zeigen, sich sozusagen der Wiedervereinigung künstlerisch anzunähern. Mit Barbara Steiner, der Nachfolgerin Werners, begann die Hinwendung zu den Veränderungsprozessen der postkommunistischen Ländern. Eine logische und konsequente Weiterentwicklung der bestehenden Ausrichtung. Die Ausstellungsreihe „Szenerien über Europa“ bietet einen guten Anknüpfungspunkt, noch weiter über den europäischen Tellerrand hinauszublicken und sich mit der Entwicklung von Schwellenländern wie China, Indien oder der Türkei zu beschäftigen.

Wenn man so will schlägt sich dieses Konzept des breiten Öffnens im Kleinen bereits im Café der GfZK nieder, dem von Apolonija Šušteršic und Meike Schalk gestalteten KAFI?. Die kulinarische Vielfalt und das Interieur, das den Besucher hier erwartet, speist sich, wenn man so sagen darf, aus Ideen, die aus verschiedensten Ländern, genauer aus den Partnerstädten von Leipzig stammen.

Das Café im Neubau der GfZK ist auch ein lebendiges Beispiel für die kreative Bau- und Gestaltungsfreudigkeit der Galerie. Im Rhythmus von zwei bis drei Jahren werden die Gasträume von einem Künstler oder Künstlerkollektiv umgestaltet. Ein weiterer Gestaltungsschwerpunkt ist das sogenannte GfZK-Hotel, dessen erstes Zimmer Jun Yang Ende 2010 gestaltet hat. Momentan wird das zweite ,von Christine Hill konzipierte Zimmer realisiert.

Mit Unterstützung u.a. vom Förderkreis der Galerie für Zeitgenössische Kunst ersteht in Kürze das Labyrinth von Olaf Nicolai im Garten der Galerie wieder neu, das dort von 1998 – 2009 stand. Es besteht aus grünen Plastikbesen, wie sie von der Pariser Stadtreinigung verwendet werden. Die Besen mussten nach mehr als zehn Jahren witterungs­bedingt erneuert werden. Die Wiedereröffnung des Labyrinths im Juni dieses Jahres wird von einer Publikation des Spector Verlages begleitet, mit vier Beiträgen über dieses viel besprochene bekannte Leipziger Kunstwerk.

Größere baulichen Veränderungen sind für den Zugang zum Altbaus geplant: Eine Idee ist es, den Empfangsbereich freundlicher zu gestalten.

Auch einen künstlerischen Ausblick auf 2013 gewährt Franciska Zólyom: Zum einen wird es eine Programmreihe zum Thema Ressourcen geben. Gerade heute, wo Ressourcen aller Art immer knapper und kostenintensiver wer­den, ist es von Bedeutung, Ressourcen verschiedenster Art (ökono­mische, soziale) zu erkennen und zu bündeln und damit Kompetenzen zusammen­zuführen. Eine weiteres Thema wird das Guerilla Gardening sein, eine Bewe­gung, die in Leipzig viele Anknüpfungspunkte bietet. Stichwort Gemeinschaftsgarten.

Natürlich werden auch in Zukunft die Sammlungspräsentationen statt­finden, die jährlich ausgewählte Arbeiten der Sammlung der GfZK der Öffentlichkeit vorstellen. Aktuell ist die von Julia Schäfer kuratierte Ausstellung „Kunst-Kunst. Von hier aus betrachtet!“ zu sehen.
In Zusammenarbeit mit zehn Leipziger Institutionen zeigt die Ausstellung verschiedene Umgangsformen mit zeitgenössischer Kunst. In drei sechswöchigen Abschnitten werden Einblicke in jeweils drei bis vier Institutionen bzw. Vereine gegeben.

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