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Magdeburg: „Maria Stuart“, Oper in zwei Akten von Gaetano Donizetti

Ernster Wohlklang

Schönster Belcanto-Gesang verbindet sich derzeit mit Friedrich Schillers Geniestreich von der dramatischen Begegnung zweier Monarchinnen, Elisabeth I. und Maria Stuart, am Magdeburger Opernhaus. Mit General­intendantin Karen Stone hat die Hausherrin die Regie des Donizettischen Meisterwerks selbst übernommen.

Von Frieder Krause

Stone und ihr Bühnenbildner Ulrich Schulz schaffen bereits zu Beginn klare Fronten. Das helle Arbeitszimmer der Elisabeth mit Landkarte und Globus zeigen deren Hang zur berechnenden Machterweiterung, ein dunkler Raum auf Schloss Fotheringhay mit Kerzen und Betpult das Religiöse und Schwärmerische der Maria.

Eins verbindet jedoch beide, die Konkurrenz in der Liebe zum Grafen Leicester. Regisseurin, Bühnenbildner und das Beleuchtungsteam unter Norbert Robel vermögen es, auch im weiteren Verlauf wirkungs- volle Stimmungen aufzubauen. So mit Frühlingshaftem, wenn Maria in ihren Erinnerungen schwelgt, dunklen Wolken beim Eintreffen Elisabeths, Glänzendem bei der Verklärung Marias zur Märtyrerin im Wechsel zum Dunkel der Hinrichtung. Kein Zweifel am Status der Königinnen lassen deren Kostüme. Da kann das übrige Personal samt Höflingen und Anhängern Marias relativ zeitlos bleiben. Warum erlaubt man sich aber angesichts dieser historischen Orientierung nicht, so konsequent zu sein, der Hinrichtung das Fallbeil statt des elektrischen Stuhls und der Unterschriftsleistung die Feder statt des Kugelschreibers zu geben.

Mit Noa Danon (Elisabeth) und Hale Soner (Maria) hat Karen Stone zwei Protagonistinnen, die ihren Intentionen der Ausrichtung auf sie entsprechen. Beide geben der Begegnungs­szene all das, was sie braucht: Hochmut, Stolz, Hass, Eifersucht. Stoner spielt ihren Triumph voll aus. Danon gelingt später ein nachvollziehbares Zögern beim Unterschreiben des Todesurteils.

Andreas Früh vermittelt glaubhaft die Zerrissenheit Leicesters, Martin-Jan Nijhof die Diplomatie Talbots und Mario Solimene das Intrigante Cecils. Teresa Sedlmair gibt die besorgte Vertraute Marias. Stone lenkt ihre Symphatien auf die Weltbürgerin Elisabeth. Doch Soners Gestaltungskraft in Beichte und Verklärung führen den erheblichen Schlussjubel in erster Linie auf sie.

Danon und Soner lassen sängerisch alle Belcanto-Träume reifen. Da erklingt das Überlegene der Elisabeth in allen Schattierungen, das Schwärmerische wie das Betörende der Maria. Für das Herren-Trio bleibt da eigentlich nur die achtbare Umrahmung. Und diese gelingt, wobei Nijhof in der Beichtszene noch besondere Akzente setzt. Homogen fügen sich die Stimmen zum Sextett anfangs der Begegnungsszene zuammen.

Erfreulich, dass die Bühne der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts derart gut das schwierige Werk besetzen kann.

Magdeburgs Opernchor erweitert diesen Eindruck bei den „Verdi-Vorläufern“ in der Hinrichtungsszene. Michael Balke formt mit der Magdeburger Philharmonie die dieser Schöpfung Donizettis innewohnende Atmosphäre. Da ist ein Belcanto-Spezialist am Werke. Schade, dass dieser Eifer zu Beginn durch „Klappern“ der Technik gestört wurde.

Premiere am 20.04.2013

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