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Annaberg: Der Studentenprinz

Ein Heidelberger Prinz in Annaberg

Der Studentenprinz hat seinen jahrelangen Sommer-Aufenthalt auf dem Heidelberger Schloß verlassen und ist zur kleinen Annaberger Bühne gewechselt. Und dies mit sichtbarem Vergnügen.
Von Frieder Krause

Nun wird sie also in Annaberg erzählt: Die Geschichte von Karl Franz, dem Erbprinz, und seiner Kathie. Da geht es um unerfüllte Liebe, Gehorsam, falschen Standesdünkel und fröhliches Studentenleben. Die Frage, inwieweit solches Geschehen noch seine Berechtigung auf unseren Bühnen hat, kann da ruhig aufkommen.

Sie erübrigt sich aber, wenn man so wie Intendant und Regisseur Ingolf Huhn herangeht. Er bringt dieses Spiel – auch per Bühnenbild und Kostümen – unver­fälscht auf die Bühne und ermöglicht so dem Stoff die Chance, dennoch heutig zu sein.

Ingolf Huhn kann für sein ambitionier­tes Projekt auf einen Tenor zurück­grei­fen, der die hohen gesanglichen Anfor­derungen mit ihren Anleihen bei Kalman und Puccini mühelos meistert: Frank Unger. Zudem kann er die Titel­rolle glaubhaft verkörpern. Dies ver­mögen auch alle anderen Darsteller, vor allem Bettina Grothkopf als Prinzessin Margarete und Marcus Sandmann als Graf Hugo. Beide überzeugen ebenfalls gesanglich. Leander de Marel zeichnet eine berührende Charakterstudie des gestrengen, aber verständnisvollen Hauslehrers Dr. Engel. Ebenso bewegt Max Lembeck als Toni mit seiner Heidelberger Erzählung.

Die Erzgebirgische Philharmonie unter Leitung von Dieter Klug meistert überzeugend die anspruchsvolle Partitur. Das – bedingt durch die Kleinheit des Ensembles – etliche Studenten des Chorpersonals „in die Jahre“ gekommen sind, übersieht man angesichts der Spielfreude gerne.
In diesem Zusammenhang sei einmal darauf hingewiesen, welch Engagement und Variabilität das kleine Ensemble des Eduard-von-Winterstein-Theaters Tag für Tag einbringt. Ein Beispiel: Tenor Frank Unger sang und spielte innerhalb von drei Tagen folgende Partien: Sigismund im „Weissen Rössl“, besagten Prinz sowie den Max im „Freischütz“. Andere Effizienz wird deutlich, wenn Huhn Teile des „Waffenschmied“–Bühnenbildes von vor drei Jahren aufpolieren lässt und im „Studentenprinz“ weiter nutzt. Den Alt-Heidelberger Bühnenprospekt hat man sich darüber hinaus als Kopie vom Meininger Theatermuseum geliehen.

Weitere Termine: www.winterstein-theater.de

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