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Gera: „Romeo und Julia“ (I Capuleti e i Montecchi), Oper von Vincenzo Bellini
Vincenzo Bellinis Oper „Romeo und Julia“

Gera: „Romeo und Julia“ (I Capuleti e i Montecchi), Oper von Vincenzo Bellini

Rauschendes Belcanto-Fest.

Der Hinweis „halbszenische Aufführung“ stimmte mich einerseits nachdenklich und machte neugierig zugleich. Was ist unter „halbszenisch“ zu verstehn? Hoffentlich wird diese anspruchsvolle Oper nicht zu einem rein konzertanten Rampenfeuerwerk der Sängerinnen und Sänger.

Von Ronny Steinkopf

Nach Betreten des Zuschauerraumes eröffnete sich ein unerwarteter Blick auf die Bühne. Der Orchestergraben war geschlossen. Das Orchester hatte auf dem hinteren Teil der Bühne Platz genommen. Die Zuschauer konnten so der herrlichen Musik nicht nur vergnügt lauschen, sondern auch solistische Einlagen einzelner Instrumente und Instrumentengruppen gut in den Blick nehmen.

Zwei Videoleinwände und eine weiß ausgekleidete, hier und da mit einigen Requisiten unterstützte vordere Bühnenhälfte schufen einen wirkungsvollen Rahmen für das halbszenisch dargestellte Drama um Liebe, Rache und Tod von Romeo und Julia. Die Bildfolge auf den Videoleinwänden orientierte sich am Handlungsverlauf des Opernstoffes und vermittelte ein italienisches Flair a la Verona. Dabei lenkten die Videobilder in keiner Weise vom halbszenischen Spiel der Sänger ab, zumal der gespannte Zuhörer jederzeit dank Leinwand wusste, welcher Handlungsstrang gerade so fabelhaft besungen wurde.

Der Zuschauer sieht zuerst von den Hügeln auf die Stadt und den Palast der Capulets und später das Zimmer der Julia mit dem berühmten Balkon, einen Pinienhain und die Gruft mit den Grabmahlen. Weiche und warme Farben prägen das Bildgeschehen auf den Videoleinwänden. Wenn Julia von ihren Gefühlen und der Liebe zu Romeo singt, sieht man einen Rosenzweig aufblühen, der sich in einen Rosengarten verwandelt. Als sie sich mit einem Trank in einen todesähnlichen Schlaf versetzt, wird der Rosengarten bildhaft von dieser Flüssigkeit getränkt. Auch die Blutsfehde zwischen den Capulets und den Montagues prägt sich bildhaft ein, als die Leinwand Blutrot färbt.

Sänger, Opernchor und Orchester liefern an diesem Premierenabend eine bravouröse Ensembleleistung ab. Allen voran Marie-Luise Dreßen als Romeo und Kim Sheehan in der Partie der Julia. Vor allem diese beiden Künstlerinnen glänzten stimmlich und spielerisch und veranlassten das Publikum zu Beifallsstürmen und Bravo-Rufen während und nach der Aufführung.

Das Fazit des Abends: Freunde der italienischen Oper kommen voll auf ihre Kosten. Freunde der Videokunst auch.

Und vielleicht noch eine touristische Anmerkung: Die Aufführung und die aufwendige Videoinstallation macht sogar Lust auf eine Italienreise samt Besuch der Stadt Verona.

Termine unter: www.tpthueringen.de

30.03.2012

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