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Leipzig: „Mörderballaden“, Choreografie Mario Schröder, Musik von Nick Cave, Leipziger Ballett

Bejubelte Belanglosigkeit.

Freiweg gesagt: Mich hat dieser Abend gelangweilt. Nach den ersten 30 von insgesamt 90, mit erheblichem Premierenbeifall quittierten Minuten war alles gesagt und gesehen. Mario Schröder setzt mit dem neuen Ballettabend „Mörderballaden“ zu Songs von Nick Cave die Musikvideo-Produktion fort, die er 2011 „Jim Morrison“ aufnahm. Das Cave-Album „Murder Ballads“ ist schon nicht verkehrt. Der Punk schlägt darin einen fast ultra-romantischen, gelegentlich süßlichen Ton an.

Von Moritz Jähnig

Den greifen der Choreograf und die Ausstatter Andreas Auerbach/Paul Zeller immer wieder auf: Wenn sich der Vorhang hebt, wird der Zuschauer in einen betörenden Zauberwald entführt, in eine Weihnachtsmärchendeko. In ihr hausen Menschen, die gar kein bisschen lieb und nett sind, sondern sich mit Axt und Kettensäge lustvoll attackieren. Die Vorderbühne ist in den berühmten Wasserlauf verwandelt, der gern in den Songtexten eine Rolle spielt, sonderlich natürlich in „Where The Wild Roses Grow“. Kyli Minogue hat ihn im Duett mit Nick Cave geadelt. Diese Ballade ist auch der Dreh und Angelpunkt in Schröders Choreografie, was die von ihm gewünschte Stimmung anbelangt. Schön sterben, ohne es zu zeigen.

Das Wasser bietet wiederholt Möglichkeiten für optisch wirksame Bühnen­effekte, zu denen auch eine durchgehend exzellente Lichtführung beiträgt. Im Fluss werden Leichen entsorgt und Seerosen gepflückt. Überzeugend fand ich den Einfall mit einem tanzenden Horror-Häuschen, das immer wieder zum szenischen Requisit wird. Außerdem ein übergroßer Colt, ein wippender Sombrero, steppende Girls und Tänzer im Tütü – die Balladen werden ins Groteske verheitert. Das findet seine Zuschauer. Dem existenziellen Grauen hinter den Heiterkeiten stellt sich die Choreografie nicht.

Die Leipziger Companie bewegte sich auf der Höhe ihrer Leistungskraft. Ihr Chef hat auf seine Tänzer zu choreografiert und fordert ab, was sie geben können. Seine nie spektakulären Bewegungseinfälle treffen auf den Punkt die Musik. Das ist eine Gabe, die ich schon in den 80er Jahren bei Mario Schröders Beiträgen im Ballettwettbewerb in Dessau bewundert habe. Mehrfach wurde er für dieses heitere Auf-den-Punkt-Bringen geehrt.

Man muß diese Musik lieben und ihr etwas abgewinnen können, außerdem auf jeden Fall die Texte kennen und verstehen und darf keine Tiefbohrung erwarten.

09.03.2012

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